35°C, gefühlt, aber das kühle Lüftchen in der Fatehpuri Masjid (Fatehpuri Moschee) und die Möglichkeit, der Menschenenge in Old Delhis Gassen und Straßen zu entfliehen, lassen uns zur Ruhe kommen.

 

Old Delhi, (heraus)fordernde Altstadt

Schmale Wege, tausende Tuktuks und Mopeds, das Vielfache an geschäftigen Menschen. Old Delhi kurz gefasst. Wir haben uns dazu entschlossen, das Angebot unseres Gastgebers anzunehmen und mit ihm die Altstadt zu erkunden, inklusive Food-Tour. Sehr gute Wahl, das zu tun. Denn es scheint fast so, als hätten wir sonst nie und nimmer aus dem Gassengewirr herausgefunden. Mit dem Einheimischen an der Hand ging es aber sicher durch alle Sinneseindrücke, Verhandlungen mit Tuktuk-Fahrern und all die Menschen. Die Masse an Geräuschen, Gerüchen und das Gesehene können wir wahrscheinlich nicht komplett verarbeiten. Es bleibt das Gefühl.

Old Delhi, Altstadt in Delhi, Indien

 

Old Delhi grenzt an Überreizung

Hektisch, aber wahnsinnig interessant. Geschäftige Leute gehen zügig durch den Straßenverkehr. Schlängeln sich zwischen Karren, Tuktuks, Mopeds und manchmal auch Autos hindurch. Lassen sich von sehr viel Ware auf wenig Raum überzeugen oder auch nicht. Zwischendurch nehmen sie herzhafte, scharfe oder süße Snacks, das Mittagessen oder einen Tee zu sich. Das Durchschlängeln haben wir auf ganz besondere Art und Weise machen dürfen: Unser Gastgeber hat sich inmitten der Rush Hour (die immer ist) auf die Straße gestellt, um uns das Rote Fort, eine Festungs- und Palastanlage zu zeigen. Sichtlich bespaßt hielt er einfach so den Verkehr, der zäh floß, für uns auf.

Und probiert haben wir auch Einiges, zum Beispiel:

Jalebi (Hindi = जलेबी): mega süß, es ist nur Teig, Fett und Zucker und so fühlt es sich an, wenn man draufbeißt.

Kheer (Hindi = खीर): mit Glasnudeln in unserem Fall. Ein bisschen wie Milchreis nur eben mit Nudeln und mit Nüssen, Rosinen und Zeugs drin.

Kulle Ki Chaat: verschiedenes Obst und Gemüse kräftig mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft gewürzt und mit Granatapfel und Kirchererbsen gefüllt. Interessant.

Samosa (Hindi = समोसा): gefüllte, frittierte Teigtaschen; wir hatten Kartoffel drin. Schärfegrad: gut gewürzt, grad noch machbar, für Inder fast schon süß.

Aloo Tikki (आलू टिक्की): kleine Kartoffelpuffer, fein fettig ausgebacken.

Kebab: krass gewürzter Büffel am Spieß. Hatte etwas von Cevapcici-Verschnitt.

Parantha (auch: Paratha; Hindi = पराठा): dünne Fladenbrote gefüllt. Wir haben Cashew und Zitrone probiert – yummie.

(Hoffentlich ist auf den Google-Übersetzer Verlass 😀 )

 

Unsere Ruhepunkte in Old Delhi

Ruhe, so etwas wie Stille in Old Delhi? Ja, das geht. Vielleicht ein wenig relativ gesehen, aber es geht. Es gibt Orte mitten drin, an denen sich Menschen nicht durchschieben, an denen sich keine Geschäfte aneinander reihen. Zwei solcher Plätze haben wir besonders angenehm empfunden: die Fatehpuri Masjid und das Mirza Ghalib Museum.

Die Fatehpuri Masjid, eine Moschee, ist für Nicht-Muslime nur außerhalb der Gebetszeiten betretbar, dann aber ist sie eine Oase. Wenige Menschen pro Quadratmeter, ein bisschen grüne Bepflanzung, ein wenig Wasser und Möglichkeiten, einen Platz im Schatten zu finden. Drei Eingänge führen hinein auf den Hauptplatz. Schlicht gestaltet, nichts besonders Außergewöhnliches und doch so schön in der Einfachheit. Am Rand haben wir uns mit einigen Einheimisches eine Verschnaufpause gegönnt und Leuten, Katzen und Ameisen bei ihren Tätigkeiten zugeschaut.

Fathepuri Masjid in Old Delhi

 

Das Mirza Ghalib Ki Haveli ist das Haus des Dichters Ghalib (1797-1869), der fast sein ganzes Leben in Delhi verbracht hat. Seine Gedichte in der Urdu-Sprache sind weltbekannt und Auszüge werden immer wieder gern zitiert. In Delhis Altstadt hat uns unser Gastgeber zum früheren Wohnhaus Ghalibs geführt, das heute ein kleines Museum ist. Recht versteckt in einer der vielen Gassen (selbst der Einheimische musste nach dem Weg fragen) lernen Besucher das Leben zu Ghalibs Zeit und sein Werk kennen. Ob dieser Ort immer so leer ist, wie er war, als wir dort waren, oder ob die Leere an der nahenden Mittagspause lag, bleibt dahingestellt. Wir haben die verhältnismäßige Kühle der Räume und die Stille genossen.

Mirza Ghalib Ki Haveli in Old Delhi

 

Gurdwara Sis Ganj Sahib in Old Delhi

Nicht ganz so still, aber doch faszinierend und entspannter als auf den Straßen, ging es im Gurdwara Sis Ganj Sahib in Chandni Chowk (dt. = Mondscheinplatz) zu. Als Gurdwara (auch Gurudwara; dt. Tor zum Guru) bezeichnet man die Gebets- und Schulstätte der Sikhs, die allen Menschen offen steht. Daher konnten wir uns, nachdem wir unsere Schuhe ausgezogen haben, mit geheiligtem Wasser gesegnet wurden und unsere Köpfe bedeckt haben, zu einer Art Zeremonie dazusetzen. Verstanden haben wir nichts. Auch nicht schlimm. Der Gurdwara Sis Ganj Sahib ist einer von neun historischen Gurdwaras in Delhi. 1783 erbaut gedenkt er dem Martyrium des neunten Sikh Gurus Tegh Bahadur (1621-1675). Der Platz des Gurdwaras im Bereich Chandni Chowk markiert den Ort, an dem Guru Tegh Bahadur auf Geheiß des Mogul-Kaisers Aurangzeb enthauptet wurde, da er sich weigerte, zum Islam zu konvertieren.

CLOSE MENU