95°F in Jaipur. Wir schwitzen. Schon wieder. Da klingt doch der Palast der Winde verlockend. Also machen wir uns auf den Weg, den Hawa Mahal in Jaipur von innen und außen zu erkunden.
Jaipurs Touristenfänger
Sobald wir den Tripolia Bazar verlassen hatten und uns durch das Tripolia Tor den Haupt-Sehenswürdigkeiten näherten, ging es los: “Hello, my friend, want Tuktuk?” “Good price for you, only today.” “Hello sir, where you want to go?” Geht euch einen Sch$!**dreck an, ging es uns oft durch den Kopf. Klar, die machen auch nur ihren Job, aber auf Dauer strengt es uns an. Das Genießen und Entdecken bleibt auf der Spur. Ein deutliches नहीं (gesprochen: nahin (oder so), dt. = nein) auf den Lippen zu haben, hat uns nicht nur in Jaipur rund um City Palace und Jantar Mantar geholfen. Gleichzeitig nützt es, zu wissen, wo es lang geht. Ein sich in den Straßen verlieren und fragend aus der Wäsche schauen, ist leider nicht drin.
Unser Ziel in Jaipur: Hawa Mahal
Uns war also klar, wir gehen schnurstracks und guten Gewissens am City Palace und am Jantar Mantar vorbei zum Hawa Mahal, dem Palast der Winde. Auf dem Weg dorthin immer wieder Tuktuk-Fahrer und ihre ach so unfasslichen Superangebote abwimmeln. Dann noch kurz an den Notaren der Stadt vorbei, die ihre Tische auf der Straße aufgebaut haben. Kurz mit einem plaudern und ein Foto schießen.
Hawa Mahal, der Windpalast in Jaipur
Am Ticketschalter vom Hawa Mahal in Jaipur proben wir das erste Mal Schlange stehen auf Indisch. Will heißen: Wenn zum Vordermenschen mehr als eine Fußlänge Platz ist, bist du nicht das Ende der Anstellreihe und jeder darf vor dich. Für die hinter dir heißt das wiederum, sie nehmen definitiv Körperkontakt zu dir auf. Dazu ein bisschen Schubsen und Stupsen. Für 200 Rupien pro ausländische Nase geht’s rein.
Im Palast der Winde nehmen wir uns Zeit. Die Architektur ist außergewöhnlich, das Gebäude alt. Bereits 1799 hat Maharaja Sawai Pratap Singh das Lustschloss erbauen lassen – einfach so, weil er es konnte und reich war. Zur Straße hin gibt es auf fünf Stockwerke verteilt 953 kunstvoll gestaltete Fenster. Daher kommt auch der Name, denn diese Fenster sollen für eine ständige, ein wenig kühlende Luftzirkulation sorgen. Hawa bedeutet Wind, Mahal Palast. Außerdem dienten die Fenster früher den Haremsdamen dazu, ungesehen diverse Festumzüge anzuschauen. In seiner Gesamtheit soll das Gebäude an die mit Juwelen geschmückte Krone des Hindu-Gottes Krishna erinnern – können wir nicht beurteilen, zu wenig im Hinduismus bewandert. Auch aus dieser Religion sind die Spitzen auf den Dächern. Sie heißen kalashas und sind ein uraltes Glückssymbol.
Anziehend wirkt das Gebäude allemal. Schulklassen, Familien, Paare, indische und ausländische Touristen streifen durch die verwinkelte Architektur. Dazwischen wir.